Wie wirkt Architektur auf Menschen? Das ist eine essenzielle Frage der Architekturpsychologie. Nach Antworten forscht Diplom-Psychologin Gudrun Rauwolf als Doktorandin der Technischen Universität (TU) Berlin*. Gemeinsam mit Wissenschaftlern verschiedener Disziplinen hat sie nun Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit ausgelotet. Im Interview äußert sich Rauwolf zu Ergebnissen der Diskussionsrunde und zu möglichen Kooperationen.
Frau Rauwolf, war es die erste Veranstaltung dieser Art?
Gudrun Raufwolf: Ja, wir haben die Chance genutzt, mit unterschiedlichen Akteuren verschiedener Disziplinen auf diesem Gebiet ins Gespräch zu kommen. An der Runde nahmen etwa Prof. Dr. Klaus Gramann, der im Fach der Biopsychologie und Neuroergonomie an der TU Berlin forscht, Frau Dr. Nadine Glasow vom Institut für evidenzbasierte Architektur im Gesundheitswesen in Dresden und Prof. Dr. Riklef Rambow vom Fachgebiet Architekturkommunikation in Karlsruhe teil. Im nächsten Schritt werden wir die Ergebnisse bündeln und nutzbar machen.
Welche Ergebnisse sind das?
Gudrun Raufwolf: Das wichtigste Ergebnis ist der Wunsch nach der Schaffung eines Netzwerks. Wir beabsichtigen im Gespräch zu bleiben mit dem Ziel, uns künftig gegenseitig zu unterstützen. Nächste Treffen sind geplant, diesem ersten „Runden Tisch zur Architekturpsychologie in Theorie und Praxis“ möchten wir weitere folgen lassen – mit noch weiteren Experten. Das Interesse ist bereits da. Und die Veranstaltung war sehr gut besucht.
Was bedeutet das für Ihre Forschung?
Gudrun Raufwolf: Ich fühle mich bestärkt in meiner Forschung und in der Notwendigkeit, systematisch Befunde auf dem Gebiet der Architekturpsychologie zusammenzutragen. Das ist vor allem auch für die Baupraxis relevant. Die architekturpsychologische Betrachtung verschiebt den Fokus „Wie ist Raum gestaltet?“ zu „Wie wird Raum erlebt und genutzt?“ – um dann wiederum Rückschlüsse zu ziehen. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen, seinem Erleben und Verhalten.
Wie sollte sich das Ihrer Meinung nach zukünftig auf die planerische Arbeit in der Architektur auswirken?
Gudrun Raufwolf: Es sollten bereits am Anfang der Planung architekturpsychologische Fragen, u. a. zu den Bedürfnissen der Nutzer, auf dem Tisch liegen. Das gilt nicht nur für private, sondern besonders für öffentliche Bauprojekte. Die Akteure müssen sich vorab fragen: Welche Bedürfnisse haben die Menschen, die es zukünftig nutzen werden? Die Bedeutung dieser Aspekte wird in der Praxis noch zu wenig berücksichtigt. Oft fehlen in der Planung aber auch schlicht die finanziellen Mittel.
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* Institut für Architektur, Fakultät VI Planen, Bauen und Umwelt. Unterstützt wird Rauwolf von der gemeinnützigen Sto-Stiftung, die die in Europa einmalige Promotionsstelle fördert.