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Titanzink ohne strenge Rasterung

Neubau eines Einfamilienhauses mit Arztpraxis in Hohenems in Vorarlberg, Österreich
Ohne strenge Rasterung

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Beim Bau dieses Gebäudes realisierten die Architekten eine Titanzink-Außenhülle, deren Rasterung eine deutlich größere Gestaltungsfreiheit in der Linienführung erlaubt. Verantwortlich dafür sind fünfeckige Schindeln, die in einem besonderen Muster verlegt wurden: der Kairo-Parkettierung.

Guido Wollenberg | jo

Bei Gebäuden mit metallischer Außenhaut führt die Anordnung der Fassaden-Elemente zu einer Rasterung der Oberfläche. Die Fluchtlinien der Gebäudeöffnungen werden in der Regel im Einklang mit dieser Rasterung geplant. Hoffenscher Architekten aus Österreich haben eine Alternative zu dieser Vorgehensweise entwickelt.
„Wenn wir bei einem Projekt von Anfang an wüssten, wie alles funktioniert, würden wir es nicht bauen. Wir wollen uns selbst mit jedem Projekt weiterentwickeln“, erläutert Marc Hoffenscher von Hoffenscher Architekten aus Dornbirn seine Herangehensweise an neue Aufgaben. Mit diesem Leitsatz im Gepäck machte er sich mit seinen Mitarbeitern an den Entwurf für ein Einfamilienhaus im österreichischen Hohenems.
Doppelnutzung
Bevor der Hausbau starten konnte, mussten Architekt und Bauherr mit den Nachbarn und dem Gestaltungsbeirat eine Einigung über den Entwurf erzielen. Ein Prozess, der sich fast sechs Jahre hinzog.
Die Abstände zu den Nachbarhäusern waren ein wesentlicher Faktor in der Diskussion. Denn obwohl das Gebäude in einem Wohnumfeld steht, ist es für eine doppelte Nutzung vorgesehen. Während die oberen beiden Stockwerke für die Familie des Bauherrn reserviert bleiben, beherbergt das Erdgeschoss eine Arztpraxis. Auf der 420 m² großen Grundstücksfläche entstand schließlich ein zweistöckiges Gebäude samt Tiefgarage mit sieben Parkplätzen. Neben barrierefreien Zugängen erhielt die Arztpraxis auch eine Rettungszufahrt. Dabei gelang den Architekten ein Balanceakt zwischen den geforderten Funktionen, einer Eingliederung in die Umgebung und einem sehr eigenständigen Erscheinungsbild.
Das Haus ist ein Stahlbetonbau mit einer hinterlüfteten Titanzink-Fassade. Es wird über eine Fernwärmeanlage geheizt und erzeugt mittels Sonnenkollektoren auf dem Dach seinen eigenen Strom. Auf einen privaten Garten musste die Familie verzichten, dafür verfügt das Haus über großzügige Balkonflächen und eine Dachterrasse. Es gibt zwar einen kleinen Gartenbereich, doch dieser hat öffentlichen Charakter, denn er kann von den Patienten betreten werden. Große verglaste Öffnungen bieten einen Ausblick aus der Arztpraxis auf diese Anlage.
Da der Wohnraum aufgrund der mit dem Gestaltungsbeirat und den Nachbarn erzielten Einigungen auf 150 m² begrenzt werden sollte, wurde der Baukörper geschickt durch drei große Einschnitte beschränkt. Diese Öffnungen erzeugen tiefe Balkone, die durch große Glasflächen die dahinterliegenden Innenräume belichten. Balkone und Dachterrasse kommen zusammen auf rund 110 m² Grundfläche und bieten so einen guten Ersatz für den fehlenden Familiengarten.
Spezielle Fassadengestaltung
Das Gebäude von Hoffenscher Architekten hebt sich besonders durch eine sehr helle Außenhaut aus Titanzink und die spezielle Gestaltung dieser Oberfläche von der heterogenen Wohnumgebung ab. Entstanden ist die Fassade in enger Zusammenarbeit mit dem Titanzinkspezialisten VMZINC. Marc Hoffenscher blickt zurück und erläutert, was den Ausschlag für die Entscheidung zugunsten von Titanzink gegeben hat:
„Das Konzept verlangte eine Außenfassade, die keinen starken Alterungsprozess aufweist, nicht unter wesentlichen Verfärbungen leidet und leicht zu reinigen ist. Die optischen Kriterien verlangten eine möglichst genaue Planung der Tessellation der Paneele und daher gab es so einige offene Fragen am Anfang der Entwicklung.“
Diese Fragen klärten sich durch die Zusammenarbeit mit VMZINC. Bei der Entwicklung der Detaillösungen steuerte das Unternehmen viele Modelle im Maßstab 1:2 bei und half mit Visualisierungen bei der Festlegung der endgültigen Form.
Das Ergebnis ist eine Außenhaut aus fünfeckigen, rautenförmigen Schindeln. Sie wurde nach einem strengen geometrischen Muster gestaltet, dem eine besondere „Tessellation“ (Parkettierung) zugrunde liegt. Diese wird auch als Kairo-Parkettierung bezeichnet, da sich ein vergleichbares Muster an mehreren Stellen auf den Straßen Kairos finden soll.
Das Muster, das für die Fassade und die Mansardflächen eingesetzt wurde, basiert auf einer speziellen Kombination von vier Großrauten zu einer optischen Einheit. Dabei wurde an der ganzen Fassade mit nur einer Form gearbeitet. Das Muster entsteht dadurch, dass die Fünfecke jeweils um 90 Grad verdreht verlegt werden, so dass jedes der vier Elemente eine andere Ausrichtung erhält. Nur an den Anschlüssen zu den Öffnungen wurde diese Form durch einen Zuschnitt angepasst.
Gegenüber einer klassischen vertikalen oder horizontalen Linienführung ergibt sich eine deutlich größere Freiheit bei der Platzierung und der Gestaltung von Fassadenöffnungen, da die Vorgabe durch eine strenge Rasterung fehlt. Die Öffnungen können fast beliebig in die Fassade integriert werden, ohne dass sie in Konkurrenz zur Linienführung der Außenhaut-Elemente treten.
Sehr helle und matte Metalloberfläche
Prägend für das Erscheinungsbild des Gebäudes ist das für die Außenhaut verwendete Material. Zum Einsatz kam 0,8 mm starkes Titanzink in der gravierten Oberflächenqualität „Azengar“ , einer sehr hellen und matten Metalloberfläche. Durch ihre Farbigkeit reflektiert sie einen großen Teil des einfallenden Tageslichtes. Die sehr matte Ausführung des Materials ist dafür verantwortlich, dass sich die Umgebung nicht auf der Fassade spiegelt, wie es bei anderen metallischen Oberflächen durchaus vorkommt. Das Haus verschmilzt nicht mit seiner Umgebung. Es steht klar zu seiner Andersartigkeit.
Hoffenscher Architekten ist es gelungen, ein sehr eigenständiges Gebäude zu schaffen. Einen großen Anteil daran haben die tiefen Einschnitte in das Gebäudevolumen und die markante Oberflächengestaltung mit einer einzigartigen Parkettierung. Die ausgefallene Schindelform und die Anordnung der Elemente ergänzen sich zu einer stimmigen Gesamterscheinung. Das Gebäude vermittelt einen gehobenen Eindruck, welcher durch eine verdeckte Eckleistung und eine unsichtbare Befestigung der Laibungsprofile verstärkt wird.
Architekten:
Marc Hoffenscher und Günter Rümmele, Hoffenscher Architekten,
Dornbirn, Österreich

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