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Lotsen für Notentwässerung

Sanierung einer Flughafenwerft in Düsseldorf
Lotsen für Notentwässerung

Orkan Kyrill hatte 2007 10 000 m² Dachfläche der Air Berlin Flughafenwerft schwer beschädigt, so dass nach erster Notabdichtung eine komplette Dachsanierung durchgeführt wurde. Sensibilisiert durch zunehmende Extremwetterereignisse, gab die Flughafenleitung in Düsseldorf grünes Licht für den Einbau einer DSS-Notentwässerung.

Cengiz Karadeniz, Key Account Manager DSS Sita Bauelemente GmbH | be

24-Stunden an sieben Tage pro Woche, 365 Tage pro Jahr. Das ist der Zeitplan für Hangar 8, die Flughafenwerft von Air Berlin am Düsseldorfer Flughafen. Schnelle Wartung und Reparatur der Maschinen haben hier absoluten Vorrang, denn für jede Stunde Standzeit fallen Kosten in fünfstelliger Höhe an. Noch wichtiger eingestuft wird die Sicherheit.
Mitte 2008 wurde Sita zu dem Objekt gerufen, um einen Vorschlag für die Sanierung der Entwässerung und Nachrüstung einer Notentwässerung zu unterbreiten. Wie bereits vermutet, entsprach die Entwässerung des Hangars nicht mehr den aktuellen Anforderungen. „Bei Überprüfung der Flachdachentwässerung stellten wir fest, dass die Hauptentwässerung überlastet ist. Eine Notentwässerung war gar nicht vorhanden, sieht man mal von zwei Schlitzen in der Attika ab, die eher symbolisch zu werten waren. Um die Entwässerung des 11 000 m² großen Daches entsprechend den neuesten Normen und Flachdachrichtlinien auszurichten, bestand Handlungsbedarf. Als ebenso stringente wie auch wirtschaftlich interessante Lösung bot sich an, die neu zu installierende Notentwässerung mit der Differenz der zu klein dimensionierten Hauptentwässerung zusätzlich zu beaufschlagen“, erläuterte Frank Birwe, Projektleiter Anwendungstechnik der Sita Bauelemente GmbH.
Druck gemacht
Angesichts der Größe des Daches und den dementsprechend hohen Wassermengen, die sich dort sammeln, konnte eine Notentwässerung durch die Attika technisch nicht umgesetzt werden. Hinzu kamen die DIN-Bestimmungen, die vorschreiben, dass der Abstand zwischen den Entwässerungspunkten bei einem linearen Tiefpunkt nicht mehr als 20 m betragen darf. Mit seiner Länge von über 100 m und seiner weitläufigen Dachfläche empfahl sich der Hangar als ideal für eine verrohrte Notentwässerung.
In Abstimmung mit Dipl.-Ing. Uwe Volkwein, zuständiger Gebäudemanager der Flughafenverwaltung, mit Oberbauleiter Thorsten Rutschmann und Dachdecker Theo Milte wurde ein Entwässerungskonzept erstellt, das auf dem Prinzip der Entwässerung mit Unterdruck basiert.
DSS-Druckströmungssysteme haben den Vorteil, dass sie das Regenwasser bereits unter der Dachkonstruktion sammeln und es über wenige Fallleitungen schnell in die Grundleitungen abführen. Dies und die gefällelose Verlegung der Sammelleitungen direkt unter der Hallendecke ermöglicht eine optimale Raum- und Hallennutzung mit einem Minimum an Fallleitungen – ideal für Hangar 8, in dem sogar mehrere Großraumflugzeuge vom Typ Airbus 320 gleichzeitig gewartet werden. Weil die Halle U-förmig vom tiefer liegenden Verwaltungsgebäude umschlossen ist, gab es nur zwei Punkte, an denen die Fallleitungen heruntergeführt werden konnten – auch das legte die Entscheidung für ein DSS-Entwässerungssystem nahe. Nach Freigabe des Konzeptes wurde mit der SitaCAD-Planungssoftware eine hydraulische Berechnung und dann die komplette Materialliste erstellt.
Safety first
Ein Flughafen ist keine normale Baustelle, sondern ein Hochsicherheitsbereich. Um den Arbeitsablauf zu beschleunigen, hatte Air Berlin einen separaten Counter eingerichtet, bei dem die am Bau Beteiligten täglich „einchecken“, d. h. alle Sicherheitskontrollen eines Flugreisenden passieren, mussten. Selbst Gullys, die von außen per Hubsteiger aufs Dach kamen und das Material für den Innenbereich der Halle, wurde vorher von Security-Personal gecheckt.
DSS-Systeme erfordern Teamarbeit von Installations- und Dachdeckerunternehmen. Als erstes wurde das Rohrsystem innen verlegt. Dank des SitaDSS Rail-Systems konnte den statischen Anforderungen des Bauwerkes entsprochen werden, die Trapezblechdachkonstruktion nicht zu belasteten. So wurde das gesamte Entwässerungssystem an der Stahlträgerkonstruktion abgehängt. Das System basiert auf einer starren Montageschienen-Konstruktion, die auf die Schnellmontage von PE-Rohren ausgerichtet ist. Es fängt die auftretenden Schub- und Zugkräfte sicher auf und leitet sie in die Tragkonstruktion ein. Weiterer Vorteil ist, dass das Schienensystem einen variablen Abstand bei den Befestigungspunkten erlaubt.
Da die Anlage im laufenden Instandhaltungsbetrieb der Flughafenwerft installiert werden musste, erwies sich die Befestigungseinheit mit den vormontierten Rohrschellen, die eine „Ein-Hand-Montage“ ermöglichen, als Arbeitserleichterung. Angesichts der Arbeiten in lichter Höhe der 25 m hohen Halle schätzen die Verarbeiter auch das geringe Gewicht und die Montagefreundlichkeit der PE-Rohre. Eingesetzt wurden PE HD-Rohre (Polyethylenrohre in High Density-Qualität) gemäß DIN EN 1519 mit Rohrdurchmessern bis zu 315 mm. Durch das Montageschienensystem werden die horizontal verlaufenden Rohre der DSS-Unterdruckentwässerung im definierten Abstand gehalten. Eine thermisch bedingte Durchbiegung der Rohre wird somit vermieden.
„Aufgrund der baulichen Gegebenheiten mit Schiebetoren über eine Gesamtlänge von 100 m musste das Rohrsystem im Außenbereich über eine gesondert zu erstellende Rohrtrasse zum Entwässerungspunkt geführt werden“, erläutert Dipl.-Ing. Ingo Eick eine Herausforderung. Bedingt durch den Werftbetrieb konnten sich die Installateure nur Stück für Stück vorarbeiten. Wenn eine Maschine hereinkam, musste die Arbeitsbühne dem Flugzeug weichen, was zu Zwangspausen führte.
Unter freiem Himmel
Sobald die Installateure vom Innenbereich der Halle aus die Entwässerungsleitung gezogen und die jeweilige Durchdringung für die Montage der Notentwässerungsgullys erstellt hatten, nahmen die Dachdecker an diesem Punkt die Arbeit auf. In einem Bereich von ca. 1 x 1 m und um die Durchdringung wurde der Dachaufbau bis auf die Dampfsperre aufgenommen, ein Verstärkungsblech montiert und die Dampfsperre erneuert. Hiermit ergab sich eine stabile Basis für den Festflansch des SitaDSS Profi-Dachgullys mit einer Wunschanschlussmanschette aus Bitumen der anschließend kraftschlüssig eingedichtet wurde. Sobald die Wärmedämmung im Montagebereich wieder angearbeitet war, konnte das Aufstockelement mit Anschlussmanschette, passend zur Sarnafil TS 77–18 (FPO) Dachabdichtung eingesetzt werden. Mit der Ergänzung und Verklebung der fehlenden Dachbahn im Montagebereich war die Regensicherheit wieder hergestellt. Zum Abschluss wurde nur noch das Anstauelement eingesetzt und auf die in den Berechnungen definierte Anstauhöhe eingedreht.
Beim Flachdach des Hangars wachen jetzt zwei jeweils 155 m lange Entwässerungslinien über die Sicherheit bei Regen. „Die Haupt- und Notentwässerung liegt in einer Kehllinie. Mit Hilfe der Gummipufferfüße für individuelle Höheneinstellung konnten die Sita Anstauelemente vor Ort präzise auf die empfohlene Anstauhöhe von 35 mm justiert werden. Steigt der Wasserspiegel bei Starkregen über diese Höhe, springt die Notentwässerung an und sorgt so für wirksame Entlastung der Hallendachstatik“, präzisierte Stefan Hölzer, Projektverantwortlicher Dachdeckermeister, Theo Milte Bedachungs GmbH.
Entsprechend DIN 1986–100, die den freien Auslauf auf „schadlos überflutbare Flächen“ fordert, wird die Regenspende der Notentwässerung auf das Grundstück Richtung Flugfeld geleitet.
Die besondere Herausforderung dieser Baustelle war, 11 000 m² von unten und oben jeweils Stück für Stück, je nach Freigabe der Teilbereiche, mit der erforderlichen Notentwässerung auszustatten. Durch gute Koordination und Zusammenspiel der am Bau Beteiligten lief alles nach Plan. Nach fünf Wochen Stopp-and-Go-Arbeit konnte Thorsten Rutschmann, Oberbauleiter der Flughafenverwaltung, die Freigabe für Hangar 8 erteilen. Regentechnisch ist jetzt „alles Roger“ – die Sicherheit von Menschen, Bauwerk und den Millionenwerten in der Wartungshalle ist für die Zukunft perfekt geregelt.
Architekt: Dipl.-Ing. Edmund Ankenbrand, HM Bauconsulting GmbH, Mettmann
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