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Faltungen und sanfte Übergänge

Neubau eines Einkaufszentrums in Istanbul
Faltungen und sanfte Übergänge

Beim Bau des neuen Einkaufszentrums „Meydan“ entstand eine einzigartige Dachlandschaft mit eigener Topografie. Da diese begehbaren Dächer fast komplett extensiv, aber auch intensiv begrünt wurden, galt es, dem Dachaufbau besondere Sorgfalt zu widmen. Zum Einsatz kam u.a. eine wurzel- und rhizomfeste Dachbahn.

Sven-Erik Tornow/jo

Einkaufszentren sind zumeist eine eigene Welt. Eine Art Konsum-Kosmos, der durchgestylt und akribisch geglättet an nahezu jedem Ort dieser Welt funktioniert.
Statt auf eine seelenlose Aneinanderreihung einzelner Verkaufsflächen setzten die Macher des neuen Einkaufszentrums „Meydan“ in Istanbul auf Identität. Sowohl beim Bezug zum Standort als auch bei der Umsetzung der Nutzung. „Meydan“ bedeutet im Türkischen „Marktplatz“ oder „Ort der Begegnung“.
Homogen eingefügt
Hervorgegangen aus einem vom Bauherrn, der Metro Group Asset Management, mit fünf international renommierten Architekturbüros durchgeführten viertägigen Workshop vor Ort, überzeugte der Entwurf und die Idee des Londoner Architekturbüros Foreign Office Architects (FOA).
Mit seinen fließenden Übergängen der einzelnen Baukörper, den naturbelassenen Dachwiesen und der einladenden Plaza im Zentrum, soll der Shopping Square an das ursprüngliche Gesicht des aufstrebenden Stadtteils Ümraniye erinnern und der Bevölkerung einen neuen Ortsmittelpunkt geben. Damit werden neue, zukunftsweisende Akzente für das Quartier, aber auch für den Bau von Einkaufszentren gesetzt. Die Wildkräuter-Wiesen auf den Dachflächen sind eine Anspielung auf die Historie des Stadtteils: Noch vor wenigen Jahrzehnten war das heute boomende Umraniye ein ländlich geprägter Außenbezirk mit knapp 900 Einwohnern. Mittlerweile ist die Einwohnerzahl auf 650 000 angestiegen.
Ort der Begegnung
Im Zentrum des Shopping Square findet sich ein offener Platz, der über Rampen und Treppen mit allen Ebenen des Gebäudeensembles verbunden ist. Rund um die Uhr zugänglich und nach allen Seiten offen, bietet er einen geschützten Aufenthaltsort mit Sitzbänken für die Bewohner der Umgebung, Raum für Aktivitäten auf den begeh- und belebbaren Gründächern. Durch die Verlagerung der Parkplätze in eine natürlich belüftete Tiefgarage, konnte im Erdgeschoss genug Fläche für einen großzügigen Platz geschaffen werden, um den die Shops thematisch gruppiert wurden.
Zur konstruktiven Umsetzung dieser ungewöhnlichen Architektur gründete man das gesamte Gebäude auf Einzelfundamente im für die Türkei typischen Rastermaß von 8 x 8 m. Im Erdgeschoss weitet es sich dann auf 16 x 16 m auf. Stahlfachträger bilden die Primärstruktur des Daches. Diagonal zum Hauptraster wurden die Sekundärträger angeordnet. Daraus ergibt sich pro Rasterfeld eine Kuppelstruktur, die für eine effiziente Lastabtragung in die Fundamente sorgt.
Eigene Topografie
Das Dach selbst folgt den Höhen der darunter liegenden Funktionen. Über Faltungen und sanfte Übergänge entstand so die eigene Topografie des Daches.
Eine besondere Herausforderung in der Umsetzung der Konzeption der Architekten war einer der Fußgängerzuwege, der über das Dach des Real-Marktes führt. Aus der Konzeption einer größtmöglichen Verknüpfung des Shopping Square mit seiner unmittelbaren Umgebung bildet dieser Fußweg einen der Hauptzugänge für Fußgänger aus der Nachbarschaft. Um die Ausführung des Daches entsprechend den Vorstellungen umzusetzen, waren fast 100 Details notwendig, um alle Punkte des Daches zu klären. Von daher ist der Dachaufbau im Einzelnen nicht darstellbar, sondern nur prinzipiell.
Der Tragkonstruktion folgt ein Trapezblech, die Dampfsperre sowie die Wärmedämmung. Den Abschluss des in sich voll funktionsfähigen Daches bildet dann eine Abdichtung aus Kunststoffdachbahnen. Im weiteren Aufbau finden sich die notwendigen Elemente für eine Dachbegrünung: Dränageplatte, Filtervlies und Erdsubstrat mit eingemischten Samen.
Funktionale Anforderung
Insbesondere bei der Umsetzung der großflächigen Dachbegrünung setzten Planer und Bauherr auf bewährte Materialien aus Deutschland. Denn von den insgesamt 31 000 m2 Dachfläche wurden immerhin 28 000 m2 extensiv und 1 000 m2 intensiv begrünt.
Basis dieser Dachbegrünung ist die Abdichtung, die alle darunter angeordneten Schichten dauerhaft vor eindringender Feuchtigkeit schützen muss. Da zugleich mit dem Einsatz unterhalb einer Begrünung erheblich höhere Beanspruchungen an die Abdichtungsbahn und deren Fügung gestellt werden, muss diese auch den hohen Prüfanforderungen des FLL-Tests (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V.) entsprechen.
Erfahrungswerte
Aufgrund von zahlreichen Einsätzen dieses Abdichtungsmaterials auf Dächern der Metro Group entschied man sich auch auf dem prototypischen „Meydan“ für die PIB-basierte Rhepanol hg der FDT FlachdachTechnologie. Sie vereinigt die positiven und bewährten Eigenschaften der Rhepanol fk-Dachbahnen mit der für Begrünungen notwendigen Wurzel- und Rhizomfestigkeit. Gefügt werden die Bahnennähte mittels Heißluftschweißen, eine zusätzliche Nahtversiegelung – so das FLL-Prüfzeugnis – ist nicht erforderlich. Ihre hohe Kälteflexibilität bis minus 60° Celsius und die damit verbundene Belastbarkeit bei Kälte wirkt sich sowohl bei der Verlegung als auch im jahrzehntelangen Einsatz auf begrünten und genutzten Dächern ideal aus.
Als Abdichtung kommt die Bahn im lose verlegten Schichtenaufbau unter Auflast mit Begrünung zum Einsatz.
Besondere Maßnahmen
Gerade in den besonders steilen Bereichen des Daches musste der Begrünungsaufbau gegen Abrutschen gesondert gesichert werden. Hierfür ordnete man Georaster an, die für eine dauerhafte Lagesicherheit der Begrünung sorgen. Als Bepflanzung für die extensiven Bereiche kam ein Gemisch aus Dünengras und Wildkräutern zum Einsatz. Nicht nur die Statik und die dauerhafte Abdichtung, sondern auch die Entwässerung der 31 000 m2 großen Dachfläche musste vorausschauend geplant werden. Zwar kommt es ja aufgrund der Begrünung der Flächen zunächst zu einer Zwischenspeicherung des anfallenden Niederschlages, jedoch muss das Entwässerungssystem bei Sättigung des Begrünungsaufbaus das überschüssige Wasser ausreichend schnell abführen.
Man entschied sich für die Installation eines Vakuumsystems in den flacheren Dachbereichen sowie die Anordnung von Entwässerungslinien entlang der Dachkanten und an den Fußpunkten der steileren Dachflächen. Außerdem integrierte man Notüberläufe in den Attiken.
bba-Infoservice Dachabdichtung Rhepanol hg 514 www.gruendaecher.de www.gruendaecher.de www.gruendaecher.de
Architekten: Foreign Office Architects (FOA), London
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