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Dampfoffen auf den Sparren

Kombinierte Dämmsysteme in der Sanierung
Dampfoffen auf den Sparren

Das Gros der Dachbaumaßnahmen sind heute Sanierungen. Der Einsatz kombinierter Systeme aus EPS und MW ist in diesem Sektor erfahrungsgemäß etwas kompliziert. Hier ein Blick auf Gesetzeslage und Technik.

Dipl.-Ing. Gerard Halama

Wer heute ein Dach sanieren will, muss laut EnEV 2009 neue Bedingungen erfüllen. Die neue EnEV setzt die so genannte Bagatellgrenze auf 10% herunter und spricht zudem nicht mehr von orientierten Flächen, sondern nur von Bauteilen, also z.B. das ganze Dach. Bei einem kleinen 100 m² Reihenhausdach würde demnach bereits beim Einbau einer Schleppgaube, die 10 m² Dachfläche ersetzt, das gesamte Dach neu gedämmt werden müssen.
Das bereits zum 1.1.2009 in Kraft getretene Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, auch EEWärmeG oder Wärmegesetz 2009 genannt, stellt ebenfalls neue Forderungen. Wer heute neu baut, muss mindestens 15% des Wärmebedarfs seines Hauses mit erneuerbaren Energien decken. Das EEWärmeG wird auch so verstanden, dass es bei Anbauten und Erweiterungen mit mehr als 50 m² Wohnfläche gilt. Alternativ kann statt des Einsatzes erneuerbarer Energien der nach EnEV 2009 geforderte Wärmeschutz um 15% unterboten werden.
Für ein zu sanierendes Dach bedeutet das: Wer ein altes Dach saniert und dabei mehr als 10% der Dachfläche verändert, muss nach EnEV 2009 einen U-Wert von 0,24 W/m²K für das gesamte Dach sicherstellen. Werden durch Anbauten und Erweiterungen (kein Dachgeschossausbau) mehr als 50 m² Wohnfläche neu geschaffen, tritt auch die Forderung nach Wärmegesetz 2009 in Kraft, wonach der Bauherr zugleich auch 15% seines Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasser mit erneuerbaren Energien abdecken muss. Alternativ zum Einsatzes erneuerbarer Energien darf ein besserer Wärmeschutz als nach EnEV 2009 gefordert zum Ansatz gebracht werden.
Im Klartext: Fällt der An- oder Umbau unter das EEWärmeG, muss den in der EnEV 2009 geforderten U-Wert von 0,24 W/m²K um 15 % unterbieten. Der U-Wert müsste 0,20 W/m²K betragen.
Zweilagige Sanierung
Die Dämmkonstruktionen, die dafür in Frage kommen, sind zunehmend zweilagig. Einen U-Wert von 0,2 W/m²K erreicht man z.B. bei einem altbauüblichen 14er Sparren mit 14 cm Zwischensparrendämmung und etwa 10 cm EPS-Aufsparrendämmung. Wie ein solches System auf Basis des dampfoffenen Aufsparrendämmsystems 2in1 von Unidek funktioniert, wird hier detailliert betrachtet.
Als Grundidee eines Sanierungssystems hat sich der möglichst dampfoffene Schichtenaufbau bewährt. Hintergrund: Während im Winter die Dampfwanderung von innen (warm) nach außen (kalt) verläuft, kehrt sich dieser Vorgang im Sommer um. Im Sommer ist es von Vorteil, wenn das System auch innen dampfoffen ist, weil es dann auch zum bewohnten Raum hin besser austrocknen kann. Die Trocknungsprozesse gehen also in beide Richtungen.
Wie viel Feuchtigkeit eine Konstruktion im Laufe eines Winters maximal aufnehmen darf, ist in der DIN 4108, Teil 3 sinngemäß wie folgt beschreiben:
  • Bis 1 000 g /m² bei Bauteilen ohne Holz und ohne kapillare Baustoffe (z.B. KS).
  • Bis 500 g /m² bei Bauteilen ohne Holz mit kapillaren Baustoffen (Ziegel).
  • Bis 5 % der Masse des Holzes bei Dachkonstruktionen aus Holz (Sparrendach).
  • Bis 3 % der Masse von Holzwerkstoffen (MDF, OSB, Holzwolle oder Holzfaser).
Für einen klassischen alten Dachstuhl (z.B. Sparren 16 x 12 cm, alle 70 cm) ergibt das eine maximal zulässige Tauwassermenge pro Heizsaison von etwa 640 g.
Der Rechengang: 0,16 m x 0,12 m x 1,0 m = 0,0192 m³ Holz pro laufendem Meter Sparren / bei einem Sparren-
raster alle 0,7 m -> 0,0192 m³ / 0,7 = 0,0274 m³ Holz pro Quadratmeter Dachfläche / bei einer Rohdichte vonFichte (470 kg /m³) ergeben sich daraus 0,0274 m³ x 470 kg/m³ = 12,88 kg Fichte pro Quadratmeter. Bei einer maximal zulässigen Tauwassermenge in der Holzkonstruktionen von 5% ergeben sich daraus 12,88 kg x 0,05 = 0,64 kg maximal in einer Heizperiode aufnehmbarer Feuchtigkeit pro Quadratmeter Dachfläche. Das entspricht den oben genannten 640 g.
Die hier vorgestellte Mischkonstruktion eines Aufsparrendämmsystems 2in1 von Unidek mit MW zwischen den Sparren erzeugt überhaupt keinen Tauwasseranfall. Der Rechengang zeigt, wie weit heute diese modernen Mischkonstruktionen von Tauwassergefahren entfernt sind. Sie befinden sich mit ihren dampfoffenen Vordeckungen jenseits aller gefährlichen Tendenzen. Erfahrungen aus früheren Zeiten, mit den damals üblichen Beschichtungen auf Polymerbitumenbasis, zählen hier nicht mehr (Tauwasserausfall bei dem genannten Beispiel rund 700 g).
Achtung: Alle heutigen Rechengänge basieren auf der Annahme, dass ein Dach luftdicht abgeschlossen ist. Das ist im Zuge des Blower-Door-Tests Pflicht und sollte in einer dauerhaften Ausführung beherrscht werden. Deshalb: keine billigen Folien, keine unbekannten Klebebänder. Alle Beteiligten mögen sich stets vor Augen führen, dass zwischen Dampfdiffusion (luftdichte Dampfbremse) und Konvektion (durchströmende Luft durch fehlerhaft ausgeführte Dampfbremse) der Faktor 1 000 steht.
Aus 1 g unbedeutender Feuchte kann im Fall einer Undichtigkeit 1 000 g Schadensfeuchte erwachsen.
Wichtige Details
Bei der Dach-Komplettsanierung werden von oben die gesamte Dachkonstruktion und dabei auch die alten Dämmlagen zwischen den Sparren ausgeräumt. Die zum Vorschein kommende Innenbekleidung (GK, Folienreste, Schilfträgermaterial) wird zuerst nach Schrauben und Nägeln durchsucht, diese sauber entfernt bzw. abgeschnitten und darauf eine etwa 2 cm dicke MW-Lage ausgelegt. Sie soll die von oben eingelegte Dampfbremse (hier sd-Wert 6 m) vor Beschädigungen schützen.
Die Dampfbremse wird so großzügig in die vorbereiteten Gefache eingelegt, dass sie nicht unter Spannung liegt. Die Verklebung der Bahnen untereinander sollte möglichst druckvoll geschehen. Dafür verwendet man am besten aufeinander abgestimmte Dampfbremsen und Klebebänder von Systemanbietern. Ebenso wichtig ist die exakte Anbindung der Bahnen an Traufe und Ortgang. Nach der Einlage der Zwischensparrendämmung folgt direkt darauf das Aufsparrendämmsystem.
Die Komplettsanierung ist die sinnvollste Sanierungsvariante mit den besten Ergebnissen und einer sauberen und nachvollziehbaren Detaillierung für alle Beteiligten. Ohne Kompromisse sind auf diese Weise Dachdämmungen bis zum Passivhausstandard (U-Wert = 0,1 W/m²K) realisierbar.
Die heikle Sanierung
In der Praxis stellt sich leider oft der Fall ein, dass der Bauherr die alte Zwischensparrendämmung erhalten möchte und nur eine zusätzliche Aufsparrendämmung wünscht. Die Situation um die wichtige Dampfbremse ist in solchen Fällen komplett ungeklärt (sehr wahrscheinlich nicht funktionstüchtig). Zusätzlich sind die Eigenschaften der alten Dämmung meistens zweifelhaft (Luftspalte bei Rolldämmung). Im ersten Augenblick könnte man sagen: Hände weg von solchen Baumaßnahmen. Denn: Egal was der Bauherr wünscht, die Verantwortung für eine funktionierende Dämmung übernehmen die Profis.
Folgende Vorgehensweisen sind denkbar: 1. Es wird ein Sachverständiger eingeschaltet, der das Gebäude untersucht, eine detaillierte Planung vorlegt und die Baumaßnahmen überwacht. Das kostet mehr als eine neue von oben eingelegte Dampfbremse und Zwischensparrendämmung. 2. Es wird die 1/5-Regel bzw. die 20%-Regel aus dem Merkblatt des ZVDH „Wärmeschutz bei Dach und Wand“ angesetzt: Man geht davon aus, dass die alte Dämmung maximal 1/5 der Gesamt-Dämmwirkung des zukünftigen Daches ausmacht (bezogen auf den U-Wert). In diesem Fall kann die neue Dampfbremse / Luftdichtung oberhalb der alten Zwischensparrendämmung aufgebaut werden. Dabei macht es Sinn, ein dickes Aufsparrendämmelement zu wählen (z.B. 200 mm), weil diese Dämmung die Hauptdämmung wird. Die alte Zwischensparrendämmung wird sozusagen „degradiert“ und behandelt als wäre sie eine Untersparrendämmung, die unterhalb der eigentlichen Dampfbremse liegt. Wichtig hierbei ist die penibel saubere Verbindung der neuen Dampfbremse mit der Gebäudehülle an Traufe, rund um die Sparrenköpfe, an Giebelwände, Schornsteine, Durchbrüche usw. Ein Blower-Door-Test wäre empfehlenswert. Alle anderen Varianten sollten zum eigenen Schutz nicht angeboten werden. Entscheidend ist, dass Planer und Handwerker der Luftdichtigkeit allergrößte Bedeutung zumessen.
Fazit: Die Totalsanierung eines Daches von oben mit dem Einbau einer neuen Dampfbremse/Luftdichtung, einer Zwischensparrendämmung und einer EPS-Aufsparrendämmung ist heute ein gangbarer und eleganter Weg. Dampfoffene Aufsparrendämmsysteme machen es möglich.
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