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Temporär geschützt

Neubau eines Ferienhauses am Attersee
Temporär geschützt

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Das Einfamilienhaus am Attersee dient als Rückzugsort einer Familie aus Wien und wird daher am Wochenende sowie im Sommer längerfristig bewohnt. Dieses durch temporäre Nutzung charakterisierte Konzept prägt nicht nur den Lebensstil der Bewohner, sondern wirkt sich auch auf Architektur, Fassade und ganz konkret auf den Sonnenschutz aus.

Dipl.-Ing. Nikolai Ziegler

Inmitten des Salzkammerguts, das von vielen Wasserflächen geprägt ist, liegt der Attersee. Neben den Bewohnern der naheliegenden Stadt Salzburg dient die Natur Oberösterreichs unzähligen Besuchern zur Erholung. Eine Vielzahl von Ferienhäusern belegt dies. Jedoch lässt sich auch die Folge dieser Nutzung nicht verbergen. An Arbeitstagen oder an verregneten Wochenenden stehen die Häuser leer. Vor allem, wenn der Nebel über dem See liegt, wirkt die Gegend verlassen. Die Gestaltung vieler Gebäude folgt den Nutzungsintervallen und spiegelt sich in einer angepassten Architektursprache wieder.
Auch dem Ferienhaus in Nussdorf am Attersee liegt die temporäre Nutzung als Entwurfsidee zugrunde und lässt sich an der Fassade des Gebäudes ablesen. Den Auftrag zur Neubebauung eines Grundstückes am See erteilte der Bauherr dem Wiener Architekten Andreas Etzelstorfer. Als Voraussetzung galt, dass die bereits mit einem 80 m² großen Ferienhaus bebaute Fläche nicht erweitert werden durfte, obwohl sich der Bauherr ein deutlich größeres Haus wünschte. Folglich entstand ein Grundrissentwurf über drei Geschosse, was sich aufgrund der Hanglage auch anbot. Auf der Grundstücksgröße von nahezu 1 350 m² ließ sich somit eine Wohnfläche von über 400 m² realisieren. Die Vorliebe des Bauherrn nach einfachen Materialien und Schlichtheit von Stein und Holz brachte den Architekten auf die Idee, das Ferienhaus in Massivbauweise zu entwerfen.
Spektakuläre Ein- und Ausblicke
Das als Niedrigenergiehaus konzipierte Gebäude wird über die oberste Ebene erschlossen. Neben der Eingangssituation ist das Obergeschoss für die privaten Rückzugs- bzw. Schlafräume der Familie reserviert. Eine einläufige Treppe führt in die mittlere Etage und ermöglicht einen einzigartigen Ausblick über den See. Die zum See hin ebenerdige Zwischenebene wurde als offener Wohnraum konzipiert. Raumhohe Glasschiebe-Elemente ermöglichen es, die gegen das Ufer ausgerichtete Fassade nahezu komplett zu öffnen. Selbst über Eck angeordnete Glaselemente lassen sich für einen ungestörten Blick aufschieben; die Grenze zwischen innen und außen wird aufgehoben.
Umgesetzt wurde diese Ausführung mit der Panoramaverglasung Sky-Frame Classic. Sämtliche Schiebefenster bestehen aus Isolierglaselementen mit schmalsten Profilen. An Boden und Decke sind die Profile vollständig in die anschließende Konstruktion integriert und somit nicht sichtbar. Die filigranen Glaselemente lassen sich mit minimalem Rollwiderstand bewegen. Über eine versenkte Rinne erfolgt die Wasserabführung.
Konventionelles neu interpretiert
Während die großen Fensterflächen exklusiven Wohnkomfort versprechen, stellen sie während der Abwesenheit der Bewohner eine Herausforderung dar. Um das Gebäude in dieser Zeit sicher zu verwahren, griff der Architekt auf eine traditionelle Methode zurück, die er jedoch modern interpretierte.
Wie seit je her praktiziert, können auch die Fenster des Ferienhauses am Attersee durch Läden verschlossen werden. Jedoch geschieht dies hier nicht durch gewöhnliche Flügel-, sondern mit Hilfe großdimensionierter Faltläden.
Als Besonderheit sind die Läden in Gestalt der monolithischen Fassade ausgeführt. Die Wände des gesamten Gebäudes bestehen aus einem Stahlbetonkern, worauf eine Wärmedämmung aus Mineralwolle, eine Hinterlüftungsebene sowie das in Kalkstein ausgeführte Verblendmauerwerk folgt. Sämtliche der verbauten Steinriemchen sind bis zu 80 cm lang, haben eine Stärke von 9 bis 12 cm und wurden in Schichthöhen von 9 bis 15 cm eingesetzt.
Dabei handelt es sich um den Naturstein San Sebastian mit bossierten Ansichtsflächen. Verarbeitet wurde das Material durch den Steinmetzbetrieb „Die Steinwerkstattweiler“. Um die Klappläden folglich in derselben Optik herzustellen wie die Fassade, wurde das Verblendmauerwerk dieser Flächen auf eine Dicke von 2 cm abgearbeitet und die Riemchen auf einer Trägerplatte befestigt. Gemeinsam mit einer Wiener Schlosserfirma entwickelte der Architekt einen Prototyp, der zeigen sollte, welche Fahrwege sich als realisierbar erwiesen.
Die Detailplanung und Fertigung übernahm schließlich der auf Sonnenschutzlösungen spezialisierte Hersteller MHZ Hachtel GmbH & Co KG. Als Antrieb kam eine Gegenzuganlage mit seitlicher Führung zum Einsatz. Die projektbezogene Einzelanfertigung wurde aufgrund des zweiwelligen Systems in Koaxialtechnik kurz „Koax“ getauft. Der Klappladen wurde schließlich so produziert, dass die Läden passgenau in die Fassadenflächen schließen. Die größten Elemente sind ca. 12 m² groß und bis zu 1 t schwer. Für die Zulassung war eine eigene TÜV-Prüfung notwendig.
Fassade als Abbild der Nutzung
Aufgrund seiner temporären Nutzung wurde das Haus konsequent mit zwei Gesichtern ausgeführt. Andreas Etzelstorfer erklärt diesbezüglich:
„Das Wort Fassade kommt von ,facies‘, also Angesicht. Ist das Gebäude bewohnt, öffnet sich die Fassade zur Seeseite nahezu vollständig. Bei Abwesenheit der Bewohner verschließt sie sich zu einem skulpturalen Monolithen aus Stein.“
Die verwendeten Baustoffe üben zudem eine sinnliche Anziehungskraft aus, betrachtet man die verschiedenen Materialien, die jeweils durch ihre lebendigen Oberflächen charakterisiert werden. So bestimmt die Wandflächen der bossierte Kalkstein, als Boden wurden Eichendielen verlegt, die aus einem Stamm hergestellt sind. Für eine besondere Haptik wurde ein Holzboden verbaut, der aus markant gewachsenem, bewusst astigen und gerissenen Brettern besteht. Zusätzlich wurden die Dielen gebürstet, schwarz verfugt und mit einer geseiften Oberfläche versiegelt. Alle Metallteile wie Carport, Geländer innen und außen sowie die Treppenkonstruktion sind aus verzinkt und brünierten Stahlblechen gefertigt. Dahingehend argumentiert der Architekt: „Man spürt in diesem Gebäude förmlich das Material. Kein Besucher kann widerstehen, diese Oberflächen mit allen Sinnen zu erfassen, ob er nun über den Naturstein streicht oder barfuß über das Parkett läuft“.
Antrieb für Stein-Klappladen
Architekten:
Backraum Architektur, Andreas Etzelstorfer, Wien | A

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